Afrikanische Schweinepest: Minister Backhaus hält am zweiten Schweinezaun fest | Nordkurier.de

2022-03-04 08:21:25 By : Ms. Jenny Pang

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD) rückt nicht vom geplanten Bau eines zweiten Schweinezauns ab. Nahezu parallel zum ersten Schutzzaun gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) soll in diesem Frühjahr ein zweiter gezogen werden.

„Der zweite, nun in Vorbereitung befindliche Zaun wird eine Höhe von 1,30 Metern haben. Diese Höhe reicht nach den vorliegenden wissenschaftlichen Gutachten aus, um Schwarzwild sicher abzuhalten. Anderseits wird das Überspringen des zweiten Zauns für Dam- und Rotwild erleichtert“, teilte Backhaus‘ Sprecher Claus Tantzen in dieser Woche auf Nordkurier-Nachfrage mit.

Der erste Zaun sei rund 1,50 Meter hoch. Die Höhe nachträglich zu reduzieren, sei kaum möglich, weil der Zaun dann nicht mehr stabil sei. 80 bis 90 Prozent der polnischen Wildschweine würden vom ersten Zaun am Grenzübertritt gehindert. Der erste und der neue Zaun sollen nun einen sogenannten ASP-Schutzkorridor bilden. Dieser Korridor solle es nahezu unmöglich machen, dass „migrierende Wildschweine nach Mecklenburg-Vorpommern gelangen“.

Lesen Sie auch: Zweiter Schutzzaun soll Ausbreitung verhindern

Die Seuche rücke näher. „Zwischen den beiden Zäunen können in Abhängigkeit der Seuchenlage verschiedene tierseuchenrechtliche Maßnahmen gezielt angeordnet werden, um diese Habitatseuche möglichst effektiv und schnell bekämpfen zu können“, so Claus Tantzen. Welche Maßnahmen das sein sollen, ließ er offen.

Im Landwirtschaftsministerium gehe man davon aus, dass ausreichend sogenannte Übersprünge eingebaut wurden – also niedrigere Elemente, die auch Rehe überspringen können. „Das Risiko, dass Wild bei der Querung oder den Querungsversuchen verletzt wird, haben wir so weit wie möglich minimiert. Es lässt sich jedoch nicht auf Null reduzieren, was bei anderen Gefahrenquellen wie Straßen, Autobahnen oder Bahnschienen auch nie umsetzbar sein wird“, so Claus Tantzen. „Wir gehen jedoch fest von der Wirksamkeit des Zauns aus – Seuchenprävention und damit Schutz des Schwarzwildbestandes vor bevorstehenden Qualen und dem Verenden.“

Auch interessant: Jäger sieht Wildschwein-Schutzzaun an der Grenze als Tierquälerei

Jäger und Tierschützer Heinz-Walter Löhr aus Pampow hatte in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass der Schweinezaun in Mecklenburg-Vorpommern Leid verursacht. Rotwild schaffe den Sprung über den Maschendraht oft nur mit Verletzungen. Regelmäßig entdecke er Hautfetzen und Blut am spitzen Draht. Kälber und Rehe hätten keine Chance, über den Zaun zu kommen. Familien würden getrennt. Der zweite Zaun, so Heinz-Walter Löhr, werde alles noch schlimmer machen und sei außerdem unnötig. Schweine, die es jetzt noch aus Polen nach Deutschland schaffen, würden nämlich über nicht eingezäunte Waldstraßen gehen. Diese seien mit einem Rollgitter zu versehen, anstatt einen zweiten Zaun zu bauen.

Abgesehen vom Tierleid verschandele der Zaun die Landschaft und vergraule Naturtouristen. Inzwischen sei ein Schreiben an Till Backhaus gegangen, verfasst unter anderem vom Naturschutzbund Deutschland, von der Deutschen Wildtierstiftung und der Umweltschutzorganisation WWF. „Wir lassen nicht locker“, so Heinz-Walter Löhr am Mittwoch.

Mehr zum Thema: Zaun wird zur Todesfalle für Wildtiere

Der Nordkurier – Nachrichten und Service aus unserer Heimat, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.