Schwimmendes Naturschutzgebiet

2022-05-13 20:38:01 By : Ms. heidi wu

Naturschutz und Klimaverbesserung in Gronauer Gracht

Sie sind eine echte Win-win-Situation in Sachen Naturschutz: Die Gronauer Angler haben ein schwimmendes Naturschutzgebiet entstehen lassen. Weitere könnten folgen.

Nachdem die Gronauer Angler, vertreten durch den Verein der Fischergemeinschaft, in diesem Jahr wieder einige Nistkästen sowie zwei Hornissenkästen aufgehängt hatten, wurde nun ein größeres Projekt realisiert. Dank Hilfestellung der zuständigen städtischen Ansprechpartner sowie Erlaubnis der Bezirksregierung konnte in der Gronauer Gracht, mit Sichtachse auf das Rock‘n‘Popmuseum, die erste schwimmende Röhrichtinsel installiert werden. Damit hat der Verein der Fischergemeinschaft das „kleinste innerstädtische Naturschutzgebiet“ Gronaus geschaffen.

Schwimmende Röhrichtinseln sind schwimmfähige Konstruktionen, die vollständig mit gewässertypischen Uferpflanzen bewachsenen sind. Sie bieten neuen Lebensraum für Insekten, Amphibien und viele andere aquatischen Lebewesen. Zudem entziehen sie dem Gewässer überflüssige Nährstoffe und tragen über die Verdunstung der Pflanzen zu einem besseren innerstädtischen Klima bei. Sie sind ein einfaches Element zur Erhöhung der Attraktivität von strukturarmen Gewässern.

Der Schwimmkörper besteht aus stabilen, unverrottbaren technischen Elementen und ist umweltneutral, frost- und UV-beständig. Die Inseln werden durch Ankerseile und Ballastgewichte im Gewässer fixiert. Die Elemente weisen eine spezifische Steifigkeit auf, damit auch unter schwierigen hydraulischen Bedingungen die Haltbarkeit der Konstruktion langfristig gewährleistet bleibt. Die Angler rechnen mit einer Standzeit von etwa zehn Jahren.

Die Pflanzen auf den Inseln leben in einer Art Hydrokultur. So lange sie genügend Nährstoffe aus dem Wasser erhalten – der Nachschub wird durch die Dinkel gewährleistet – und keine toxischen Stoffe eingeleitet werden, regeneriert und entwickelt sich der Bestand kontinuierlich und bedarf keiner zusätzlichen Pflege. Besonders in innerstädtischen Gewässern müssen die auf der Insel wachsenden Pflanzen aber durch einen kleinen Maschendrahtzaun vor Verbiss, etwa durch Bisam oder Nutria und vor der Überpopulation von Wasservögeln geschützt werden.

Im Herbst kann eine Mahd erfolgen. Dadurch werden die in den Pflanzen gebundenen Nährstoffe dem Gewässer entnommen.

Insbesondere Fische benötigen in künstlichen Gewässern natürliche Schutzräume, die als Versteck dienen. Hier bieten die Röhrichtinseln durch die Bedeckung der Wasserfläche und dem Wurzelfilz eine hervorragende Schutzzone. Zusätzlich stellt dieser Bereich ein biologisch hochaktives Gefüge dar, in dem sich eine Vielzahl von Fischnährtieren aufhalten. Die Auswirkungen auf den Fischbestand insgesamt sind aber eher marginal.

Unter den Inseln entsteht ein weit verzweigtes Wurzelsystem. Alleine unter einem Quadratmeter entwickelt sich ein Wurzelsystem von über 100 Kilometer Länge und einer Oberfläche von über 100 Quadratmetern. Dieser Wurzelraum bietet eine große besiedelbare Oberfläche für Mikroorganismen, die von zentraler Bedeutung für die Selbstreinigungskraft der Gewässer sind.

Die Bakterien bilden wiederum die Nahrungsgrundlage für Wimperntierchen, diese für Rädertierchen und diese wiederum für Kleinkrebse. Dieses Zooplankton ernährt sich auch von Algen. Letztendlich bewirkt dann diese Kombination eine Verringerung der Algenbiomasse und verbessert die Sichttiefe.

Durch das spezifische Klima und die hohe Produktivität wirkt der Wurzelraum ähnlich einer Pflanzenkläranlage und trägt dadurch zum Abbau von übermäßiger organischer Belastung bei.

Röhrichtinseln sind ein wesentliches Element des Stadtgrüns und tragen messbar zur Verbesserung des Innenstadtklimas bei. Insgesamt dienen sie als biologische Kläranlage unter Wasser und bieten über Wasser neuen Lebensraum für Amphibien und Insekten – eine echte Win-win-Situation in Sachen Naturschutz.

Die schwimmende Röhrichtinsel ist ein allein finanziertes Naturschutzprojekt der Gronauer Angler. Wenn sich diese Maßnahme bewährt, könnten sie sich weitere Inseln vorstellen. Dafür wäre dann auch eine Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern möglich.