So geht es im Stadtmuseum nach dem Wasserschaden weiter - Nachrichten aus Memmingen - Allgäuer Zeitung

2022-06-10 18:44:11 By : Ms. Susan Yao

Übervoll sind die Depoträume im Memminger Stadtmuseum im Hermansbau, die auf mehrere Stockwerke verteilt sind.

Übervoll sind die Depoträume im Memminger Stadtmuseum im Hermansbau, die auf mehrere Stockwerke verteilt sind.

Als die defekte Leitung entdeckt wurde, hatte das Wasser schon einiges angerichtet im Memminger Stadtmuseum im Hermansbau: Es war von der dritten Etage, wo eine Rohrverbindung geplatzt war, durch zwei Stockwerke nach unten gelaufen, hinein ins Depot mit historischen Textilien und in die Wohnung der Familie von Wachter, der das Gebäude gehört. Das war im Februar letzen Jahres, mitten im Lockdown-Winter. Nur dank des beherzten Zupackens aller Mitarbeitenden des Kulturamts konnten die durchnässten historischen Schätze gerade noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Zurückgekehrt sind sie bis heute nicht ins Stadtmuseum. Und sie sollen es möglichst auch nicht.

Nachbarn hatten damals Feuchtigkeit in einer Außenwand des Hermansbaus bemerkt und die Stadt informiert, erinnert sich Ute Perlitz, die Leiterin des Stadtmuseums, an den Wasseralarm. Danach galt es schnell zu handeln: Aus den betroffenen Räumen wurde alles ausgeräumt und in den Antoniersaal zum Trocknen geschafft. Der ist beheizt und hat ein Lüftungssystem. Betroffen waren historische Uniformen und Kleidung, alte Tisch- und Bettwäsche.

Doch es konnte alles gerettet werden, berichtet Perlitz. „Nur ein paar wenige Seidenkleider sind durch das Wasser hart geworden.“ Alles gesichtet, ein Zustandsprotokoll für die Versicherung verfasst und die Kosten für die Restaurierung angesetzt hat Textilrestauratorin Theresia von Waldburg. Mit ihrer Hilfe werden die empfindlichen Stücke nun wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht. Beispielsweise wird mit einem speziellen Staubsauger der Schimmel von den Uniformen abgesaugt. Dabei hilft auch Perlitz mit, die selbst Diplomrestauratorin für Buch und Papier ist.

Grundsätzlich werden künftig alle Textilien in säurefreie Kartons verpackt, jedes Stück einzeln in Seidenpapier gewickelt, und sorgfältig beschriftet. Dabei werden zum Beispiel Puffärmel mit Seidenpapier gepolstert, damit sie ihre Form behalten. Die Textilrestauratorin hat nämlich empfohlen, nichts mehr hängend aufzubewahren. Bisher hingen die Museumsstücke – oft dicht an dicht – an langen Kleiderständern. Da fehlte es dann an der natürlichen Belüftung und zudem hat das Stadtmuseum keine optimalen Klimawerte: Im Sommer ist es zu heiß, im Winter zu kalt, weil die Räume keine Heizung haben.

Etwa 10.000 Euro Schaden ist in der Sammlung entstanden. Der Hauptschaden betrifft aber das Gebäude selbst und die Wohnräume der Familie Wachter, wo zum Beispiel die Decke in der Küche heruntergekommen ist. „Zum Glück wurden im Stadtmuseum die Ausstellungsräume nicht in Mitleidenschaft gezogen, weil da keine Wasserleitung durchgeht“, sagt sie. Auch die Depoträume sind inzwischen wieder instand gesetzt, nachdem wochenlang Trocknungsgeräte gelaufen sind, abgeplatzter Putz ersetzt und alles wieder neu gestrichen wurde.

Doch die „geretteten“ etwa 600 Museumsstücke bleiben ausgelagert in einer Halle, die von der Stadt extra dafür angemietet wurde. Das sei das Positive an dem Vorfall, sagt Perlitz, dass damit ein erster Schritt in Richtung Außendepot gemacht wurde. Denn die städtischen Einrichtungen Stadtmuseum, Mewo-Kunsthalle, Strigel- und Antonitermuseum hätten schon lange ein gemeinsames Zentraldepot beantragt. Zum einen, weil die Depots in jedem Haus inzwischen aus allen Nähten platzen; zum anderen, weil dort nicht alle Stücke so gelagert werden können, wie es notwendig wäre.

Am besten einen Neubau auf der Grünen Wiese, so wie es Lindau und Kempten vorgemacht haben, wünschen sich die Memminger Museumsleiter. Gut klimatisiert und mit kleinen Werkstätten sowie Büros für wissenschaftliche Mitarbeitende, die dann alle Sammlungen betreuen. Auch der Memminger Museumsbeirat hat die Notwendigkeit dafür erkannt und befürwortet das Projekt. „Da wird sich aber in den nächsten drei bis fünf Jahren nichts tun“, bleibt Perlitz realistisch. Umso mehr freut sie sich über die Lösung für die Textilien, die erst einmal bleiben sollen in der angemieteten Halle mit einem wesentlich besseren Klima als im alten Depot. Der Mietvertrag dafür verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn die Stadt ihn nicht kündigt.

Der Mietvertrag für den Hermansbau läuft dagegen im Jahr 2025 aus. Doch es gibt ein Schriftstück von der Besitzerin Gabriele von Wachter, dass das Stadtmuseum auch darüber hinaus drin bleiben und die Stadt den Vertrag verlängern kann. Sie hat selbst jahrzehntelang im 1766 erbauten Barockpalais gewohnt und „alles für ihn gegeben“, erzählt Perlitz. Inzwischen lebt die 92-Jährige, die keine Kinder hat, im Seniorenheim und hat die Verwaltung ihrem Großneffen Daniel von Wachter übertragen. Mit ihm wird gerade darüber verhandelt, ob die Stadt künftig auch die Eingangshalle und den Innenhof des Barockpalais dazu mieten kann. Das war bisher nur für bestimmte Veranstaltungen möglich.