Eine gesunde Hautbarriere ist die Voraussetzung für eine schöne und robuste Haut. Ist die Haut empfindlich, trocken und gerötet, ist sie angegriffen. Aber was schwächt die Hautbarriere und wie können wir sie wieder aufbauen?
Bei der Hautbarriere handelt es sich um die oberste Zellschicht der Haut, die eine Barriere zur Umwelt darstellt. Sie besteht aus mehreren Komponenten. Dazu zählen die Fettschicht, der Talg, die Hornzellen, der Säureschutzmantel (pH-Wert zwischen 4,8 und 5,3) und das Mikrobiom.
Die Hautschutzbarriere ist verantwortlich dafür, dass Allergene, Fremdstoffe und Erreger, wie Bakterien und Pilze nicht in die Haut eindringen können. Außerdem verhindert eine starke Hautbarriere, dass der Haut übermäßig Feuchtigkeit verloren geht. Sie bietet einen natürlichen Schutz vor schädlicher UV-Strahlung, chemischen und mechanischen Reizen. Zudem hilft die Haut dabei, Temperaturschwankungen wie Hitze oder Kälte auszugleichen. Sie isoliert den Körper durch eine Schicht aus Fettgewebe, kann die Durchblutung anpassen und durch Schwitzen Flüssigkeit abgeben. Nur wenn die Hautschutzbarriere stark ist, ist die Haut auch gesund.
Bei einer gestörten Hautschutzbarriere kann der Hydro-Lipidfilm nicht mehr aufrechterhalten werden, sodass immer mehr Feuchtigkeit abhandenkommt. Die Haut trocknet dann immer mehr aus. Wenn die Haut also trocken ist, juckt, schuppt, brennt und/oder gerötet ist, kann man davon ausgehen, dass die Hautbarriere bereits geschwächt ist. Außerdem neigt sie häufig zu Infekten und Einrissen und der kann Kontaktallergien entwickeln. Allergene aus Körperpflegemitteln, Pflanzen, Metallen, Textilien oder Leder können Probleme verursachen. Auch viele Inhaltsstoffe in Kosmetika, Putz- und Reinigungsmitteln bringen die Haut schnell aus der Balance. Zu guter Letzt können auch seelische Belastungen wie Stress, Trauer und Ärger zu Symptomen führen.
Menschen mit den Hautkrankheiten leiden häufig an einer gestörten Hautschutzbarriere: "Viele Hautkrankheiten gehen auch mit einer gestörten Barriere einher – als Ursache oder Folge", sagt die Hautärztin und Buchautorin ("Haut nah")* Dr. Yael Adler im Interview mit rtl.de. Besonders ist augenscheinlich sei das bei Ekzemen, Neurodermitis oder Schuppenflechte. "Bei der Neurodermitis zum Beispiel werden von der Natur aus zu wenig Fette gebildet und das Immunsystem reagiert falsch", so die Expertin.
Oft ist eine sensible Haut genetisch bedingt. Allerdings können auch eine falsche Pflege sowie ein ungesunder Lebensstil dazu beitragen, dass die Hautschutzbarriere zerstört wird. Besonders seifenbasierte Reinigungsmittel sind Adler zufolge problematisch: "Das Duschen mit alkalischer Seife emulgiert die Schutzfette weg und zerstört den Säureschutzmantel für Stunden und dadurch kommt es zu einer trockeneren Haut. Aber auch durch Duschgele, Peelings, Gesichtswasser, Mizellenwasser oder Rasieren kann die Barriere geschwächt werden", sagt sie.
Es gibt einige Kosmetika und Inhaltsstoffe, die man besser meiden sollte, wenn man seine Hautschutzbarriere nicht weiter schwächen möchte und eine sehr empfindliche Haut hat. Dazu gehören Farbstoffe, Duftstoffe, Konservierungsstoffe, Silikone und Paraffine, basische Kosmetika (pH-Wert über 7), Alkohol und Hautcremes mit klassischen Emulgatoren, weil der natürliche Fettgehalt der Haut dadurch durcheinander gebracht wird. Wer bereits eine sensible Haut hat, reagiert auch oft überempfindlich auf exfolierende Produkte mit Fruchtsäuren sowie hochdosiertem Retinol und Vitamin C.
Peelings schwächen ebenso die Barriere: "Ein Peeling ist nur dann sinnvoll, wenn man eine Hautbalancestörung hat, die mit einer verstärkten Verhornung einhergeht. Sie sollten nur bei einer Reibeisenhaut, Mitesser-Akne und bei angeborenen Verhornungsstörungen eingesetzt werden. Ansonsten nicht", erklärt die Hautärztin.
Beim Kauf von Pflegeprodukten sollten Sie stets darauf achten, dass keine der genannten problematischen Inhaltsstoffe enthalten sind. Eine sanfte und natürliche Alternative zu herkömmlichen Cremes ist Sheabutter, denn sie ähnelt unseren natürlichen Hautfetten. Sheabutter ist zudem nicht komedogen, wirkt regenerierend, beruhigend und stärkt so sogar die Hautbarriere. Sie schließt Feuchtigkeit länger ein und hinterlässt einen leichten Fettfilm auf der Haut, der etwa die nächste Handwäsche übersteht. Beim Kauf sollten Sie darauf achten, dass es sich um unraffinierte, reine Sheabutter handelt. Da Sheabutter sehr reichhaltig ist, sollte sie eher bei sehr trockener Haut verwendet werden.
Alternativ gibt es so genannte Dermamembran-Struktur-Cremes. Diese enthalten ebenso hautähnliche Lipide wie Ceramide und Sheabutter. "Das sind natürliche Fette, die die Hautfette ergänzen und ersetzen. Gleichzeitig wird eine Schutzbarriere gegen den nächsten Waschangriff aufgebaut. Wenn man eine Problemhaut hat, ist man oft am erfolgreichsten, wenn man diese hautähnlichen Lipidcremes nutzt", erklärt Adler. Kaufen kann man solche High-Tech-Cremes in der Apotheke. Sie kommen ohne klassische Emulgatoren aus.
"Ich empfehle meinen Patienten, die großen Flächen an der Haut nur mit warmem Wasser und Handtuch zu reinigen. Das reicht, um Schuppen und Verschmutzungen wegzubekommen. Die Fette bleiben aber und die brauchen wir als Schutz", sagt Adler. Wenn man eine Waschsubstanz verwenden will, sollte man der Ärztin zufolge sehr sparsam damit umgehen und nur die Achseln, die Leisten, die Po-Falte und die Füße – also die Stellen, wo schneller schlechte Gerüche entstehen – einseifen. Am mildesten waschen kann man mit synthetischen Tensiden, die auf einen sauren PH Wert der Haut eingestellt sind. Auf der Verpackung findet man dann Bezeichnungen wie "pH-neutral" oder "pH-Wert 5,5". Die mildesten natürlichen Tenside sind Adler zufolge Zucker- und Kokostenside. Sie sind im Bioladen erhältlich.
"Der Säureschutzmantel profitiert nicht nur vom Waschen mit Wasser, sondern man kann ihn auch stärken, indem man die Haut mit Essigwasser wäscht", sagt Adler. Dazu gibt man 1-2 Löffel Apfelessig in 1 Liter Wasser. "Das hat einen pH-Wert von 5. Damit stärkt man die Regionen, die oft ein bisschen schwächer sind vom Säureschutzmantel her, wie beispielsweise die Achseln", führt sie weiter aus.
Wer regelmäßig Make-up verwendet, sollte ebenso darauf achten, dass keine Mineralöle und Silikone sowie Duftstoffe enthalten sind. "Bei eher fettiger Haut eignen sich pudrige Gundlagen, bei trockener Haut cremige, damit es zum,Hauttyp passt und die Poren nicht verstopft. beziehungsweise die empfindliche Haut eher pflegt", so die Hautärztin. Das Abschminken sollte möglichst schonend erfolgen. Das geht ebenso am besten mit Wasser: "Für die Haut ist es weniger problematisch, wenn da noch Puderpartikel liegen bleiben, als wenn da alle Schutzmechanismen weggewaschen werden. Nutzt man ein Peeling, Seife oder Mizellenwasser, macht man sich die Hautbarriere kaputt", betont sie. Wer Foundation trägt, kann zur Reinigung mit Wasser auch ein Mikrofaserhandtuch benutzen. Wimperntusche kann man mit Öl entfernen.
Adler zufolge sind natürliche Öle in der Regel nicht dazu geeignet, eine Creme zu ersetzen: "Das Problem bei flüssigen Ölen ist, dass sie auf dem Gesicht hin und her geschoben werden. Dadurch verbinden sie sich mit den eigenen Barrierefetten und können diese herauslösen und die Haut austrocknen. Das schwächt die Hautbarriere", erklärt sie. Sind Öle nun gänzlich tabu? Nein. "Wenn man ein Öl auf der Haut benutzt, darf man es nicht hin und her schieben, sondern muss es auf die Haut auflegen", ergänzt die Hautärztin. Öl ist also nur dann ein Rückbefeuchter, wenn es in eine Creme eingearbeitet ist oder auf die Haut gelegt wird, sodass Feuchtigkeit länger eingeschlossen wird. Öle sind eher nützlich, um Augen-Make-up oder Kopfhautschuppen zu entfernen. Auch gut auf dem Salat wegen der wertvollen Fettsäuren.
"Die Haut wird von innen aufgebaut. Deswegen ist die Ernährung ganz wichtig", sagt Adler. Wichtig sind hier vor allem Ballaststoffe aus frischem Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte. Besonders ballaststoffreich sind Wurzelgemüse, bittere Salate, erkaltete Kartoffeln, Äpfel mit Schale, Akazienfasern, Flohsamenschalen und Leinsamen. "Damit können sich gesundheitsförderliche Bakterien im Darm vermehren. So werden das Immunsystem und die Hautbarriere gestärkt", betont die Hautexpertin.
Auch pflanzliche und bei Bedarf tierische Eiweiße aus Ei, Käse, Fisch oder gelegentlich Fleisch gehören zu einer gesunden, hautfreundlichen Kost. Zu meiden sind vor allem industriell verarbeitete Kost, so auch Fertigprodukte, Fastfood, Wurst, Zucker, Weißmehl und Zucker. Auch Kuhmilch sollte man auf ein Minimum reduzieren. Sie fördert Akne und fettige Haut. "Diese Lebensmittel lassen die Haut schneller altern, fördern Entzündungen und haben in allen Schichten der Haut einen negativen Effekt", sagt Adler. Scharfe Gewürze, Kaffee und Alkohol führen bei Rosacea-Haut (heller Hauttyp, Rötungen der Wangen und am Kinn, erweiterte Äderchen, Neigung zu Pickeln) zu "Hitzeflush", also lassen die Haut schneller erröten.
Besonders ein Mangel an essentiellen Nährstoffen kann das Hautbild verschlechtern. Eventuelle Nährstoffmängel sollten deshalb ausgeglichen werden: "Die meisten Leute haben einen Mangel an Vitamin D, Selen, Omega-3-Fettsäuren und oft niedrige Zinkspiegel. Wenn man Hautprobleme hat, würde ich diese Stoffe nehmen. Andere Nahrungsergänzungsmittel nimmt man besser nur wenn man einen Blutcheck gemacht hat", sagt Adler.
Eisen- und Vitamin-B-Mangel sowie eine Schilddrüsenerkrankung können ebenso für eine gestörte Hautschutzbarriere verantwortlich sein und sollten daher vom Arzt ausgeschlossen werden. Da eine geschwächte Hautschutzbarriere oft mit sehr trockener Haut einhergeht, sollte man weiterhin immer darauf achten, mindestens zwei Liter Wasser täglich zu trinken, damit die Haut gut durchfeuchtet wird. Alkohol, Nikotin, lange Aufenthalte in der Sonne ohne Sonnenschutz und zu viel Stress wirken sich negativ auf die Gesundheit sowie die Haut aus und sind daher zu meiden. Schwitzen (zum Beispiel durch Sport oder Saunagänge) ist übrigens eine gute Methode, die Hautdurchfeuchtung und den pH-Wert der Haut zu verbessern.
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