Neurodermitis (atopisches Ekzem) - NetDoktor

2022-05-13 20:39:38 By : Mr. Jon Zeng

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor - zuerst als Redakteurin und seit 2012 als freie Autorin.

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben auftritt. Sie betrifft oft Kopfhaut, Gesicht und Hände und geht mit quälendem Juckreiz einher. Babys und Kleinkinder leiden am häufigsten an Neurodermitis, aber auch Erwachsene können betroffen sein. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen und Auslöser (Trigger), Behandlung und Prognose der Neurodermitis!

Typische Neurodermitis-Symptome sind entzündliche Hautveränderungen (Ekzeme) mit quälendem Juckreiz. Sie treten schubweise auf: Auf beschwerdefreie Zeitabschnitte folgen Phasen mit teilweise extremen Symptomen. Meist werden die Schübe durch bestimmte Faktoren ausgelöst (Trigger) wie bestimmte Nahrungsmittel oder Witterungsbedingungen.

Im Einzelfall können die Neurodermitis-Symptome stark variieren: Bei manchen Patienten verläuft die Erkrankung recht mild. Andere leiden unter heftigsten Beschwerden. Außerdem spielt das Alter eine Rolle: Es beeinflusst nicht nur die Art der Symptome, sondern auch, wo am Körper diese bevorzugt auftreten.

In der Regel beginnt beim Baby die Neurodermitis im Gesicht und an der behaarten Kopfhaut. Dort bildet sich Milchschorf: gelblich-weiße Schuppenkrusten auf geröteter Haut. Ihr Aussehen erinnert an verbrannte Milch, daher der Name "Milchschorf".

Milchschorf allein ohne weitere Symptome ist kein Anzeichen für Neurodermitis!

Die Hautveränderungen können auch nässen. Außerdem zeigt sich die Neurodermitis in diesem Alter meist auf den Außenseiten von Armen und Beinen. In manchen Fällen bildet sich zudem ein nässendes Ekzem im Mundbereich.

Schon im 1. Lebensjahr entwickeln kleine Neurodermitis-Patienten Beugeekzeme. Das sind gerötete, schuppende und mit Krusten bedeckte Hautstellen in den Falten, etwa von Kniekehlen, Ellenbogen und Handgelenken. Die Haut nässt, ist aber gleichzeitig trocken und kann kaum Feuchtigkeit speichern. Juckreiz tritt auf. Wenn sich die kleinen Patienten aufkratzen, können sich die offenen Hautstellen infizieren - mit Bakterien (wie Staphylokokken), Viren (wie Herpes) oder Pilzen (Hautpilze wie Tinea).

Mit zunehmendem Alter verdickt sich die Haut an den betroffenen Stellen. Mediziner nennen diesen Prozess "Flechtenbildung" oder "Lichenifikation". Das Hautbild wird gröber.

Zusätzlich kann sich die Hautfarbe ändern: Manche Hautstellen sind stärker pigmentiert und erscheinen dadurch dunkler (Hyperpigmentierung). Andere sind auffallend blass (Hypopigmentierung).

Während der Pubertät bildet sich die Neurodermitis in vielen Fällen vollständig zurück. Bei manchen Betroffenen bleibt sie aber auch darüber hinaus bestehen.

Neurodermitis nimmt bei Erwachsenen oft einen schwereren Verlauf als bei Kindern. Dabei entwickeln erwachsene Patienten ihre Symptome meist in Abhängigkeit von der beruflichen Tätigkeit. So treten zum Beispiel Handekzeme besonders bei Patienten auf, die beruflich oft in Berührung mit reizenden Stoffen kommen (z.B. Friseur, Maler) oder sich oft die Hände waschen müssen (z.B. Krankenpfleger und -schwestern).

Generell sind bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestimmte Hautbereiche bevorzugt betroffen von der Neurodermitis: Augen- und Stirnbereich sowie die Region um den Mund, der Hals (Nacken), der obere Brustbereich und Schultergürtel, Ellenbeugen, Kniekehlen, Handgelenke und Handrücken. Auf den Handflächen und Fußsohlen bilden sich manchmal ebenfalls juckende Ekzeme.

An diesen Stellen ist die Haut trocken, gerötet und sehr leicht reizbar. Außerdem tritt quälender Juckreiz auf. Manche Patienten plagt er besonders nachts. Heftiges Kratzen begünstigt wie bei Kindern Hautinfektionen. Zudem kann das viele Kratzen mit der Zeit die Fingernägel abwetzen und polieren ("Glanznägel").

Eine lederartige Hautverdickung (Lichenifikation) ist bei einigen Neurodermitis-Patienten sehr ausgeprägt. Sogar die Gesichtshaut kann sich lederartig verdicken. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet "Facies leonina" (Löwengesicht).

Einige Patienten zeigen nur eine minimale Form der Neurodermitis: Sie ist gekennzeichnet durch Lippenentzündung (Cheilitis), kleine Hautrisse (Rhagaden) im Mundwinkel, im Bereich der Ohren oder an den Finger- und/oder Zehenspitzen (Pulpitis sicca) sowie Brustwarzenekzem.

Eine seltene Variante der Neurodermitis bei Erwachsenen ist die sogenannte Prurigoform: Die Betroffenen leiden unter kleinen, stark juckenden Hautknötchen (Prurigoknötchen). Diese können sich an ganz unterschiedlichen Körperstellen bilden.

Ältere Erwachsene, bei denen die Neurodermitis neu ausbricht, bekommen oft Ekzeme an Händen und Füßen. Auf der Kopfhaut unter den Haaren bilden sich juckende Krusten. Die Ränder der Ohrläppchen sind oft rissig, gerötet und entzündet. Entzündete, juckende Lippen sind ebenfalls ein häufiges Symptom von Neurodermitis bei älteren Erwachsenen. Außerdem berichten viele Betroffene von einem Brennen und/oder von Missempfindungen im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut. Auch Verdauungsstörungen mit Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen sind mögliche Neurodermitis-Symptome in dieser Altersgruppe.

Neurodermitis zählt – wie etwa Heuschnupfen und allergisches Asthma – zum sogenannten atopischen Formenkreis. Darunter versteht man Erkrankungen, bei denen das Immunsystem überempfindlich auf den Kontakt mit allergieauslösenden Stoffen (Allergenen) oder anderen Reizstoffen reagiert.

Menschen mit solchen atopischen Erkrankungen weisen oft sogenannte atopische Stigmata auf. Dazu zählen:

Diese Merkmale treten begleitend zu den spezifischen Symptomen einer atopischen Erkrankung (wie Neurodermitis) auf.

Die genaue Ursache der Neurodermitis ist noch nicht abschließend geklärt. Experten vermuten, dass mehrere Faktoren an der Entstehung einer atopischen Dermatitis beteiligt sind.

Beispielsweise ist bei Neurodermitis-Patienten die Hautbarriere gestört: Die äußerste Schicht der Oberhaut (ganz außen) ist die Hornschicht. Sie schützt den Körper vor Krankheitserregern. Bei Neurodermitis kann die Hornschicht aber ihre Schutzfunktion nicht richtig erfüllen.

Ein möglicher Grund dafür ist, dass der Körper aufgrund einer Genveränderung zu wenig von dem Eiweiß Filaggrin produziert. Dieses ist wichtig für die Bildung der Oberhaut. Durch den Mangel an Filaggrin ist bei Neurodermitis-Patienten die Zusammensetzung der Hautfette verändert. Die Folge ist, dass die Haut viel Feuchtigkeit verliert und leicht austrocknet. Auf Reizstoffe, Allergieauslöser und Keime reagiert die geschädigte Haut schnell mit einer Entzündung und Juckreiz

Dass Gene bei Neurodermitis eine Rolle spielen, zeigt sich auch daran, dass die Veranlagung für Neurodermitis vererbbar ist. Inzwischen kennt man verschiedene Genveränderungen (Mutationen), die anfälliger für ein atopisches Ekzem machen. Diese Mutationen können Eltern an ihre Kinder weitergeben: Wenn ein Elternteil Neurodermitiker ist, entwickeln die Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 40 Prozent ebenfalls eine atopische Dermatitis. Haben sowohl Mutter als auch Vater eine Neurodermitis, liegt das Erkrankungsrisiko ihrer Kinder sogar zwischen 60und 80 Prozent.

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Neurodermitis-Fälle (und generell der allergischen Erkrankungen) in der westlichen Welt stark zugenommen. Einige Forscher vermuten, dass ein Wandel der Lebensweise dafür (mit-)verantwortlich ist: Heutzutage wird viel stärker auf Hygiene geachtet als früher. Wir kommen dadurch viel seltener in Kontakt mit potenziell krankmachenden und allergieauslösenden Stoffen aus der Umwelt. Das Immunsystem ist dadurch gewissermaßen "unterbeschäftigt". Das könnte der Grund sein, warum es bei immer mehr Menschen auf eigentlich harmlose Reize überschießend reagiert.

Außerdem haben sich die Waschgewohnheiten über die letzten Jahrzehnte verändert: Wir reinigen unsere Haut häufiger und gründlicher als unsere Vorfahren. Möglicherweise hat das negative Auswirkungen auf die Hautbarriere. Das könnte die Haut generell empfindlicher machen.

Die allermeisten Neurodermitis-Patienten weisen die extrinsische Krankheitsform auf: Ihr Immunsystem reagiert sensibel auf allergieauslösende Stoffe (Allergene) wie Pollen oder bestimmte Nahrungsmittel. So lässt sich im Blut der Betroffenen eine erhöhte Menge von Antikörpern vom Typ Immunglobulin E (IgE) nachweisen. IgE regen andere Immunzellen (Mastzellen) an, entzündungsfördernde Stoffe auszuschütten. Diese rufen die Ekzeme auf der Haut der Neurodermitis-Patienten hervor. Manche der Betroffenen zeigen zusätzlich die typischen Symptome einer Allergie: Im Kindesalter handelt es sich dabei meist um eine Lebensmittelallergie, im Erwachsenenalter vor allem um Heuschnupfen oder eine Hausstaubmilbenallergie (Hausstauballergie).

Die intrinsische Form von Neurodermitis ist seltener. Sie tritt bei etwa einem Fünftel (20 Prozent) aller Patienten auf. Die Betroffenen haben normale IgE-Blutwerte. Das bedeutet, dass allergische Reaktionen hier keine Rolle als Auslöser der Neurodermitis spielen. Menschen mit dieser Krankheitsform zeigen auch keine erhöhte Anfälligkeit für Allergien wie Heuschnupfen oder eine Nahrungsmittelallergie.

Inzwischen gehen Forscher davon aus, dass es neben der extrinsischen und der intrinsischen Form noch weitere Formen von Neurodermitis gibt.

Wenn jemand die genetische Veranlagung für Neurodermitis besitzt, können verschiedene Auslöser (Trigger) zu einem Neurodermitis-Schub führen. Das muss aber nicht passieren: Nicht jeder Mensch mit der Veranlagung für Neurodermitis erkrankt auch daran.

Zu den häufigsten Auslösern (Triggerfaktoren) bei Neurodermitis zählen:

Neurodermitis-Patienten reagieren individuell unterschiedlich auf solche Trigger. So kann etwa Stress in der Arbeit bei einem Patienten einen Schub auslösen, bei einem anderen dagegen nicht.

Bei der Neurodermitis-Therapie empfehlen Experten grundsätzlich einen Therapieplan in vier Stufen. Dabei sind je nach dem aktuellen Hautzustand unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen vorgesehen:

Um Schüben vorzubeugen, ist eine sorgfältige tägliche Hautpflege (Basispflege) nötig. Zudem sollte der Patient individuelle Trigger möglichst meiden (Stress, Wollkleidung, trockene Luft etc.).

Zusätzlich zu den Maßnahmen von Stufe 1 werden gering wirksame Glukokortikoide ("Kortison") und/oder Calcineurin-Inhibitoren äußerlich angewendet.

Bei Bedarf bekommt der Patient auch juckreizstillende Medikamente und keimhemmende (antiseptische) Mittel.

Stufe 3: Mäßig schwere Ekzeme

Zusätzlich zu notwendigen Maßnahmen der vorherigen Stufen erhält der Patient stärker wirksame Kortison-Präparate und/oder Calcineurin-Inhibitoren (beide zur äußerlichen Anwendung).

Stufe 4: Schwere, hartnäckige Ekzeme

Zusätzlich zu notwendigen Maßnahmen der vorherigen Stufen verschreibt der Arzt Tabletten, die das Immunsystem hemmen (Immunsuppressiva) wie etwa Ciclosporin A. Eine weitere Therapieoption ist das Biologikum Dupilumab (ein biotechnologisch hergestellter Eiweißstoff).

Das Stufenschema der Neurodermitis-Behandlung ist nur ein Anhaltspunkt. Der behandelnde Arzt kann es an individuelle Faktoren anpassen. So kann er bei der Therapieplanung berücksichtigen, wie alt der Patient ist, wie seine Neurodermitis-Erkrankung insgesamt verläuft, wo am Körper die Symptome auftreten und wie sehr der Patient darunter leidet.

Im Folgenden werden die einzelnen Therapiemaßnahmen näher beschrieben.

Neurodermitis-Kinder (und ihre Eltern) können an einer speziellen Neurodermitis-Schulung teilnehmen. Ärzte, Psychologen und Ernährungsfachleute geben dort Tipps für den richtigen Umgang mit der Krankheit. Nähere Infos dazu gibt es unter anderem bei der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Dermatologie der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (www.agpd.at).

Die wichtigste Maßnahme jeder Neurodermitis-Behandlung ist die tägliche Pflege der Haut. Welches Produkt im Einzelfall geeignet ist, hängt vom Hautzustand ab.

Wer zum Beispiel unter trockener Haut leidet, sollte eine rückfettende oder feuchtigkeitsbindende Salbe verwenden. Am besten trägt man sie direkt nach dem Duschen oder Baden auf, ohne die Haut vorher abzutrocknen. So verbleibt das Wasser in der feuchten Haut. Für aufgesprungene Hautstellen gibt es spezielle Salben mit sehr hohem Fettgehalt. Sie werden meist über Nacht aufgetragen.

Pure Vaseline und Melkfett eignen sich nicht für Neurodermitis-Haut. Ebenfalls ungünstig ist es, die Haut regelmäßig mit Ölen einzureiben. Diese trocknen mit der Zeit die Haut aus.

Bei weniger trockenen oder nässenden Hautstellen ist eine Creme sinnvoller: Sie enthält weniger Fett und dafür mehr Wasser (Öl-in-Wasser-Emulsion). Noch weniger Fett steckt in Lotionen. Sie eignen sich ebenfalls für nässende Ekzeme.

Cremes mit Harnstoff (Urea) als Zusatz halten die Feuchtigkeit in der Haut, machen sie geschmeidiger und lindern den Juckreiz. Allerdings können sie besonders bei Kindern unter fünf Jahren ein vorübergehendes Brennen auf der Haut verursachen. Deshalb sollte man bei ihnen zuerst an einer kleinen Hautstelle testen, wie gut sie die Creme vertragen. Bei Säuglingen (= Kinder in den ersten beiden Lebensjahren) sind harnstoffhaltige Cremes allerdings generell nicht geeignet.

Auf entzündeter Haut kann in jedem Alter eine Hanrstoff-Creme ein brennendes Gefühl auslösen. Ein Vorab-Test auf einer kleinen Hautstelle ist deshalb hier ebenfalls sinnvoll.

Neben Harnstoff können auch andere Zusätze in Cremes und Salben der Neurodermitis-Haut gut tun. Dazu zählen zum Beispiel Glycerin, Ceramide, Phosphatidylcholin und D-Panthenol.

Dagegen sollten Menschen mit Neurodermitis keine Kosmetikprodukte mit Konservierungs-, Duft-, Farbstoffen, Emulgatoren, Paraffinöl oder Vaseline verwenden.

Bei Neurodermitis sollte man keine normalen Seifen und Duschgele verwenden. Sie trocknen die Haut zusätzlich aus. Besser geeignet sind pH-neutrale oder leicht saure medizinische Seifen (Syndets).

Viele Hautärzte empfehlen zum Reinigen der Neurodermitis-Haut auch rückfettende medizinische Ölbäder. Diese eignen sich oft auch zum Duschen.

Wichtig ist, dass Neurodermitis-Patienten nicht zu heiß baden oder duschen - das kann die Haut reizen und weiter austrocknen. Außerdem sollte man hinterher beim Abtrocknen der Haut nicht zu stark rubbeln.

Larissa Melville absolvierte ihr Volontariat in der Redaktion von NetDoktor.de. Nach ihrem Biologiestudium an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität München lernte sie die digitalen Medien zunächst bei Focus online kennen und entschied sich dann, den Medizinjournalismus von Grund auf zu erlernen.

Neurodermitis-Patienten sollten nach Möglichkeit alle Trigger vermeiden, die erfahrungsgemäß einen akuten Krankheitsschub auslösen können.

Solche Triggerfaktoren können zum Beispiel akute Infektionen wie heftige Erkältungen und Grippe sein. Wenn solche ansteckenden Infekte "umgehen", sollten Neurodermitiker besonders auf Hygiene achten (Händewaschen etc.). Außerdem ist es dann ratsam, Menschenansammlungen zu meiden und sich von Erkrankten möglichst fernzuhalten.

Stress löst ebenfalls oft einen Neurodermitis-Schub aus. Deshalb sollten Betroffene sich geeignete Gegenstrategien überlegen. Im Job kann es beispielsweise helfen, manche Aufgaben an andere zu delegieren. Sehr zu empfehlen ist auch eine regelmäßige gezielte Entspannung, etwa mithilfe von Yoga, Autogenem Training oder Meditation.

Neurodermitis-Patienten, die allergisch auf Pollen, Tierhaare, bestimmte Nahrungsmittel, Duftstoffe in Kosmetika oder andere Reizstoffe reagieren, sollten diesen möglichst aus dem Weg gehen. Hat jemand eine Allergie gegen Hausstaubmilben, kann zudem ein spezieller Überzug für die Matratze (Encasing) sinnvoll sein.

Ungünstig bei atopischer Dermatitis sind auch Reisen in Gebiete mit extremen Klimabedingungen (wie große Kälte oder feuchte Hitze).

Im akuten Schub wird die Neurodermitis mit Medikamenten behandelt, welche die Aktivität des Immunsystems senken. Zu diesen Immunsuppressiva zählen beispielsweise Kortison, die sogenannten Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus) sowie Ciclosporin A.

Kortison ist ein natürlich im Körper vorkommendes Hormon (hier "Cortisol" genannt), das auch als Medikament verabreicht werden kann: Eine Neurodermitis-Behandlung mit Kortisonpräparaten lindert wirksam die Entzündung und den Juckreiz.

Meist genügt es bei Neurodermitis, Kortison äußerlich als Creme/Salbe dünn auf die Ekzeme aufzutragen. Das geschieht im Allgemeinen einmal täglich. Der Arzt wird jedem Patienten ein Präparat mit einer geeigneten Kortison-Konzentration verschreiben. Denn dünne, empfindliche Haustellen (wie Gesichtshaut und aufgekratzte Haut) nehmen mehr Kortison auf als robustere Partien. Sie werden deshalb mit schwächer dosierten Kortisonsalben behandelt als beispielsweise Ekzeme an den Armen oder Fußsohlen.

In jedem Fall ist es wichtig, dass Betroffene kortisonhaltige Cremes genau so anwenden, wie vom Arzt empfohlen. Vor allem ist eine zu lange Anwendung ohne Unterbrechung zu vermeiden, weil sonst oft Nebenwirkungen auftreten. Zum Beispiel kann die Haut an den behandelten Stellen sehr dünn werden und/oder weiße Flecken bekommen. Manchmal bilden sich kleine, erweiterte, sichtbare Hautäderchen (Teleangiektasien). Außerdem begünstigt die Kortisonbehandelung Hautinfektionen. Bei Anwendung im Gesicht kann sich zudem die Haut um den Mund herum entzünden (periorale Dermatitis).

In schweren Fällen von Neurodermitis bei Erwachsenen kann es notwendig sein, Kortison als Tablette einzunehmen. Diese Art der Wirkstoffanwendung wird auch als systemische Therapie bezeichnet, weil der Wirkstoff hier im ganzen Körper wirksam werden kann. Der Arzt muss die Neurodermitis-Behandlung mit Kortisontabletten überwachen. Außerdem dürfen Betroffene die Tabletten nur kurzzeitig einnehmen, sonst steigt das Risiko für Nebenwirkungen. Am Ende sollten sie die Kortison-Therapie nach den Anweisungen des Arztes "ausschleichen", das heißt, die Tabletten nicht abrupt absetzen, sondern schrittweise deren Dosis verringern.

Die Calcineurinhemmer Tacrolimus und Pimecrolimus lassen sich ebenfalls als Creme/Salbe zur lokalen Neurodermitis-Behandlung einsetzen. Sie wirken wie Kortison entzündungshemmend.

Zur Behandlung von Ekzemen auf empfindlichen Hautstellen sind sie besser geeignet als Kortison, etwa im Gesicht und Genitalbereich. Denn manche Nebenwirkungen, die Kortisonsalben verursachen können, treten bei den beiden Calcineurin-Hemmern nicht auf. So führen Tacrolimus und Pimecrolimus auch bei längerer Anwendung nicht dazu, dass die Haut dünner wird. Außerdem verursachen sie im Gesicht keine Entzündung um den Mund herum (periorale Dermatitis).

An weniger empfindlichen Hautstellen werden Ekzeme dagegen bevorzugt mit Kortisonsalben behandelt. Die Calcineurin-Hemmer kommen hier meist nur zum Einsatz, wenn der Patient Kortisonsalben nicht verträgt oder diese die Symptome nicht ausreichend lindern können.

Tacrolimus (0,03 %) und Pimecrolimus sind erst ab zwei Jahren zugelassen. Höher dosierte Tacrolimus-Präparate (0,1 %) sind sogar erst ab dem 17. Lebensjahr zur lokalen Neurodermitis-Behandlung erlaubt.

Als Nebenwirkungen der Behandlung können vor allem in den ersten Tagen Hautreizungen auftreten (Brennen, Röten, Juckreiz).

Außerdem raten Experten davon ab, während der Anwendung von Calcineurin-Inhinbitoren eine Phototherapie (siehe unten) zu machen.

Ciclosporin A ist zugelassen zur Behandlung von schweren Fällen von Neurodermitis bei Erwachsenen. Es unterdrückt stark das Immunsystem und kann so die schweren, anhaltenden Ekzeme lindern.

Meist nehmen Patienten den Wirkstoff zweimal täglich ein. Falls notwendig, kann die Einnahme über einen längeren Zeitraum erfolgen . vorausgesetzt, der Patient verträgt das Medikament gut. Aber auch dann sollte man die Behandlung mit Ciclosporin A nach vier bis sechs Monaten unterbrechen, um möglichen Langzeitnebenwirkungen (wie Bluthochdruck oder Nierenschäden) vorzubeugen. Wenn sich die Neurodermitis-Symptome dann wieder stark verschlimmern, können Patienten Ciclosporin A bei Bedarf erneut einnehmen.

Experten raten davon ab, eine schwere Neurodermitis zugleich mit Ciclosporin A und einer Phototherapie (siehe unten) zu behandeln. Die Kombination der beiden Therapien erhöht nämlich das Hautkrebsrisiko. Während der Einnahme von Ciclosporin A sollten Patienten zudem ihre Haut gut vor UV-Licht (Sonne, Solarium) schützen.

Falls Ciclosporin nicht vertragen wird oder nicht ausreichend wirkt, kann der Arzt eventuell Tabletten mit einem anderen Immunsuppressivum verschreiben, zum Beispiel Azathioprin oder Methotrexat. Diese Wirkstoffe sind aber nicht für die Neurodermitis-Behandlung zugelassen. Sie kommen deshalb nur in ausgewählten Einzelfällen zum Einsatz ("off-label-use").

Dupilumab gehört zu den sogenannten Biologika. Das sind biotechnologisch (also mithilfe lebender Zellen oder Organismen) hergestellte Medikamente, die sich unter anderem gegen Entzündungsbotenstoffe richten. So kann Dupilumab die Wirkung von zwei Entzündungsbotenstoffen blockieren, die bei Neurodermitis eine wichtige Rolle spielen. Das kann die Hautentzündungen und den Juckreiz lindern.

Dupilumab ist in der EU seit 2017 als erstes Biologikum zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis bei Erwachsenen, seit 2019 für Jugendliche ab 12 Jahren und seit 2020 auch für Kinder ab 6 Jahren mit schwerer Neurodermitis zugelassen. Der Wirkstoff kann verschrieben werden, wenn lokal angewendete Medikamente (wie Kortisonsalben) zur Behandlung nicht ausreichen und deshalb eine systemische Therapie (d. h. mit Spritzen oder Tabletten) infrage kommt.

Im Jahr 2020 wurde Dupilumab zudem in die Neurodermitis-Leitlinie und den Stufentherapieplan , als "eine wirksame und im Gegensatz zu bisherigen systemischen Therapieoptionen auch für die Langzeitanwendung geeignete Behandlung" aufgenommen.

Der Wirkstoff Tralokinumab ist ebenso ein monoklonaler Antikörper, der sich an bestimmte Botenstoffe im Körper bindet und so deren entzündungsfördernde Effekte hemmt. Das Medikament ist seit April 2021 in der EU für die Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis zugelassen. Tralokinumab wird alle zwei Wochen unter die Haut in den Oberschenkel, den Bauch oder Oberarm gespritzt.

Crisaborol ist ein entzündungshemmendes Mittel aus der Gruppe der Phosphodiesterase-4-Hemmer (PDE-4-Inhibitor). Das Medikament ist als Salbe auf die Haut aufzutragen. Dort hemmt es die Freisetzung bestimmter Botenstoffe, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind. Crisaborol ist seit 2020 für Erwachsene sowie für Kinder ab 2 Jahren mit leichter bis mittelschwerer Neurodermitis in der EU zugelassen.

Baricitinib lindert Juckreiz und gehört zu den sogenannten Januskinase (JAK)-Inhibitoren. Diese hemmen bestimmte Enzyme im Körper, die eine Rolle bei der Entstehung von Entzündungen spielen. Das Medikament wird oral als Tablette einmal täglich eingenommen und ist seit 2020 in Europa bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis zugelassen.

Die Neurodermitis-Behandlung lässt sich bei Bedarf mit weiteren Maßnahmen unterstützen:

H1-Antihistaminika hemmen im Körper die Wirkung des Gewebshormons Histamin. Bei Allergikern ist dieses Hormon für allergische Reaktionen wie Juckreiz verantwortlich. Bislang konnten Studien aber nicht wissenschaftlich belegen, dass H1-Antihistaminika auch gegen Juckreiz bei Neurodermitis helfen. Ihre Anwendung ist trotzdem oft sinnvoll:

Zum einen lösen manche H1-Antihistaminika als Nebenwirkung Müdigkeit aus. Davon profitieren Patienten, die wegen ihrer Neurodermitis (Juckreiz) nicht schlafen können. Zum anderen leiden einige Neurodermitis-Patienten zusätzlich an einer allergischen Erkrankung wie Heuschnupfen. Bei solchen Allergien kommen - auch ohne gleichzeitige Neurodermitis - oft H1-Antihistaminika zum Einsatz.

Die Wirkstoffe werden innerlich (in Tablettenform) angewendet. Eine äußerliche Anwendung bei Neurodermitis wird nicht empfohlen.

Es gibt auch H2-Antihistaminika. Sie hemmen ebenfalls die Histamin-Wirkung, wenn auch auf andere Weise als ihre "H1-Verwandten". Zur Neurodermitis-Behandlung werden H2-Antihistaminika aber nicht empfohlen.

Gegen den Juckreiz bei Neurodermitis werden manchmal auch Hautpflegemittel empfohlen, die den Wirkstoff Polidocanol oder aber Gerbstoffe enthalten. Erfahrungen von Patienten sowie einige Untersuchungen zeigen, dass diese Präparate tatsächlich helfen können. Weder Polidocanol- noch Gerbstoff-Präparate eignen sich aber als Ersatz für eine entzündungshemmende Therapie (etwa mit Kortison).

Zink-Salben und -Cremes wirken unter anderem entzündungshemmend und kühlend. Ihre Wirksamkeit bei Neurodermitis ist aber nicht erwiesen. Viele Patienten haben trotzdem positive Erfahrungen mit zinkhaltigen Hautpflegeprodukten gemacht. Solche Präparate können deshalb in der Basis-Hautpflege bei Neurodermitis angewendet werden.

Schieferöl (Bituminosulfate) kann in Form von Badezusätzen oder als Salbe allgemein bei oberflächlichen, entzündlichen Hauterkrankungen hilfreich sein. Seine entzündungshemmende Wirkung konnte im Reagenzglas ("in vitro"-Studien) nachgewiesen werden. Auch viele Patienten berichten von positiven Effekten. Deshalb kann die Anwendung von Schieferöl bei Neurodermitis erwogen werden.

Starker Juckreiz verleitet viele Neurodermitis-Patienten dazu, sich aufzukratzen. In die offenen Hautstellen können leicht Krankheitserreger eindringen und eine Infektion auslösen. Handelt es sich bei den Erregern um Bakterien oder Pilze, verschreibt der Arzt gezielte Wirkstoffe dagegen:

Bei bakteriellen Hautinfektionen helfen Antibiotika, bei Pilzinfektionen sogenannte Antimykotika. Patienten können die Wirkstoffe äußerlich (etwa als Salbe) oder innerlich (etwa in Tablettenform) anwenden.

Seit einigen Jahren gibt es spezielle Wäsche/Unterwäsche, die aus antimikrobiell (antiseptisch) wirkenden Textilien besteht. Dazu zählen zum Beispiel Kleidungsstücke, die mit Silbernitrat beschichtet sind. Sie können Ekzeme bei Neurodermitis etwas lindern. Allerdings ist solche antimikrobielle Wäsche recht teuer. Wer an chronischer Neurodermitis leidet, kann sich aber eine Anschaffung überlegen.

Manchmal kann eine Lichttherapie Neurodermitis-Schübe lindern. Der Hautarzt (Dermatologe) bestrahlt dabei die betroffenen Hautstellen mit ultraviolettem Licht (UV-A- und/oder UV-B-Licht). Das hemmt verschiedene Entzündungszellen in der Haut, die für die akuten Symptome bei Neurodermitis verantwortlich sind.

Für die Neurodermitis-Behandlung eignen sich auch besondere Varianten der Lichttherapie:

Bei der sogenannten PUVA wird der Patient zuerst mit dem Wirkstoff Psoralen behandelt. Dieser macht die Haut empfindlicher für die anschließende Bestrahlung mit UV-A-Licht. Psoralen lässt sich in unterschiedlicher Weise anwenden. Viele Neurodermitis-Patienten baden vor der Bestrahlung in einer Psoralen-Lösung (Balneo-PUVA). Es gibt den Wirkstoff aber auch zur Einnahme in Tablettenform (systemische PUVA). Das Risiko für Nebenwirkungen ist dann aber höher als bei der Balneo-PUVA.

Auch die Lichttherapie (ohne Psoralen) kann mit einer Bädertherapie kombiniert werden (Balneo-Phototherapie): Während der Patient in salzreichem Wasser badet, wird seine Haut mit UV-Licht bestrahlt. Durch das viele Salz im Wasser können die entzündungshemmenden Strahlen leichter in tiefere Hautschichten eindringen.

Die Lichttherapie wird vor allem bei erwachsenen Patienten durchgeführt. Eventuell ist sie auch bei minderjährigen Neurodermitis-Patienten über 12 Jahren möglich.

Manche Neurodermitis-Patienten machen eine Kur am Toten Meer. Wie bei der kombinierten Photo- und Bädertherapie (Balneo-Phototherapie) baden Betroffene in Salzwasser (Totes Meer) und sind gleichzeitig UV-Strahlen (Sonne) ausgesetzt. Das kann die Symptome des atopischen Ekzems lindern.

Außerdem sind am Meer wie auch in den Bergen die klimatischen Bedingungen sehr hautfreundlich. Sie können den Hautzustand von Neurodermitis-Patienten deutlich bessern. Dazu trägt die hohe UV-Strahlung (entzündungshemmend) in diesen Regionen bei. In höheren Gebirgslagen ist die Luft zudem arm an allergieauslösenden Stoffen (Allergenen) wie Pollen. Außerdem kann es in Regionen ab 1.200 Metern Meereshöhe nie schwül werden. Von all dem profitieren Neurodermitis-Patienten.

Neurodermitis-Patienten, die zusätzlich an Heuschnupfen, allergischem Asthma oder einer Insektengiftallergie leiden, können eine sogenannte subkutane spezifische Immuntherapie (klassische Form der Hyposensibilisierung) machen. Der Arzt spritzt dem Patienten dabei wiederholt eine kleine Dosis des Allergieauslösers (Allergen wie Pollen oder Insektengift) unter die Haut. Dabei steigert er die Dosis von Mal zu Mal. So soll das Immunsystem seine Überempfindlichkeit gegen den Allergieauslöser langsam verlieren. Das kann zudem Neurodermitis-Ekzeme lindern, wenn diese sich nachweislich durch das Allergen verschlimmern.

Viele Neurodermitis-Patienten haben gute Erfahrungen mit Entspannungstechniken gemacht. Methoden wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation können gegen Stress helfen - ein häufiger Auslöser von akuten Krankheitsschüben. Außerdem kann die gezielte und bewusste Entspannung vom lästigen Juckreiz und dem Drang, sich zu kratzen, ablenken.

Bei starkem Juckreiz kratzen sich viele Patienten im Schlaf - manchmal so sehr, dass die Haut blutet. Um das zu verhindern, können Neurodermitiker (klein und groß) nachts Baumwollhandschuhe tragen. Damit sie im Schlaf nicht verloren gehen, kann man sie mit einem Heftpflaster an den Handgelenken fixieren.

Die Seele kann sehr stark unter einer Neurodermitis leiden: Ansteckend ist die Hauterkrankung zwar nicht. Trotzdem scheuen Gesunde manchmal den Kontakt mit Betroffenen, was diese sehr verletzen kann. Zudem schämen sich manche Patienten wegen ihres Aussehens, besonders wenn die Neurodermitis Gesicht, Kopfhaut und Hände betrifft.

Wenn Neurodermitis-Patienten aufgrund ihrer Erkrankung ernste psychische oder emotionale Probleme haben, kann eine psychologische Behandlung sinnvoll sein. Bewährt hat sich vor allem die Verhaltenstherapie.

Es gibt keine spezielle "Neurodermitis-Diät", die man pauschal allen Betroffenen empfehlen kann. Manche Neurodermitiker können alles essen und trinken, worauf sie Lust haben - ohne erkennbare Auswirkungen auf ihre Beschwerden.

Bei anderen können sich Juckreiz und Hautbild verschlimmern, wenn sie Kaffee, Alkohol oder stark gewürzte Speisen konsumieren. Dann ist es ratsam, darauf möglichst zu verzichten.

Besonders Säuglinge und Kleinkinder mit Neurodermitis reagieren oft empfindlich auf ein oder mehrere Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Hühnereiweiß oder Weizen. Deren Verzehr kann bei den Kleinen offensichtlich einen akuten Krankheitsschub auslösen oder verschlimmern.

Allerdings lässt sich nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen eine "richtige" Nahrungsmittelallergie nachweisen (Provokationstest). Wenn das bei Ihrem Kind der Fall ist, sollten Sie das betreffende Nahrungsmittel vom seinem Speiseplan streichen. Am besten machen Sie das in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder einem Ernährungsberater. Dieser hilft dabei, eine gezielte "Auslass-Diät" (Eliminationsdiät) zu planen. Das stellt sicher, dass der Speiseplan des Kindes trotz Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel ausreichend Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe liefert. Das ist für die Entwicklung des Kleinen sehr wichtig.

Die gezielte Auslass-Diät ist meist nicht dauerhaft nötig. Viele Neurodermitis-Kinder werden mit der Zeit nämlich toleranter gegenüber den Lebensmitteln, auf die sie zunächst überempfindlich reagiert haben. Deshalb sollte nach ein bis zwei Jahren eine erneute Allergietestung erfolgen. Wenn keine Nahrungsmittelallergie mehr feststellbar ist, können die Kleinen wieder normal essen.

Wenn Jugendliche oder Erwachsene mit Neurodermitis vermuten, dass sie bestimmte Nahrungsmittel schlecht vertragen, sollten sie sich ebenfalls auf eine Allergie testen lassen.

Manche Eltern geben ihren Neurodermitis-Kindern "auf gut Glück" keine potenziell allergieauslösenden Lebensmittel wie Milchprodukte, Eier oder Weizenmehlprodukte - ohne dass vorher eine entsprechende Allergie bei den Kleinen festgestellt wurde. Diese Eltern hoffen trotzdem, dass sich die Neurodermitis ihrer Sprösslinge mit der "vorbeugenden" Auslass-Diät bessert. Experten raten aber davon ab! Eltern, die den Speiseplan ihres Kindes auf eigene Faust reduzieren, riskieren ernste Mangelerscheinungen beim Nachwuchs.

Außerdem können Einschränkungen bei der Ernährung gerade für Kinder sehr belastend sein: Wenn etwa andere Kinder gemeinsam Eis oder Kekse essen und das Neurodermitis-Kind darauf verzichten muss, ist das nicht leicht. Umso schlimmer, wenn der Verzicht medizinisch gar nicht nötig wäre!

Es gibt verschiedene Heilverfahren der alternativen oder komplementären Medizin. Auch wenn ihre Wirksamkeit zum Teil wissenschaftlich nicht belegt ist, finden sie trotzdem Anwendung bei Neurodermitis.

Das Konzept der Homöopathie wie auch die der Schüssler-Salze und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

Lesen Sie hier mehr zu Therapien, die helfen können:

Hausmittel gegen Neurodermitis sind zum Beispiel kühle, feuchte Umschläge (mit Wasser) gegen den Juckreiz. Sie können Ihre Haut auch zuerst mit einem geeigneten Pflegeprodukt eincremen und dann den Umschlag auflegen.

Manche Patienten setzen auf Umschläge mit Kamillenblüten. Die Heilpflanze wirkt entzündungshemmend. Übergießen Sie einen Esslöffel Kamillenblüten mit einer Tasse kochendem Wasser. Lassen Sie das Ganze fünf bis zehn Minuten zugedeckt ziehen, bevor Sie die Pflanzenteile abseihen. Sobald der Tee abgekühlt ist, tauchen Sie ein Leinentuch hinein. Dieses legen Sie dann auf die erkrankten Hautpartien und binden ein trockenes Tuch herum. Lassen Sie den Umschlag 20 Minuten einwirken.

Wer allergisch auf Kamille reagiert, sollte die Pflanze nicht verwenden - weder äußerlich noch innerlich.

Eine Hilfe bei Neurodermitis können auchVollbäder mit einem Auszug aus Haferstroh sein: Die Kieselsäure im Stroh fördert die Wundheilung. Die enthaltenen Flavonoide steigern die Durchblutung. Das kann die lokale Immunabwehr stärken.

Für den Badezusatz geben Sie 100 Gramm Haferstroh in zwei Liter kaltes Wasser. Erhitzen Sie die Mischung und lassen Sie sie 15 Minuten kochen. Dann seihen Sie das Stroh ab und schütten den Auszug ins lauwarme Badewasser. Legen Sie sich für 10 bis 15 Minuten in die Wanne. Danach sollten Sie die Haut trocken tupfen und mit einer geeigneten Creme/Salbe eincremen.

Viele weitere Tipps für die Neurodermitis-Behandlung erfahren Patienten oftmals in Selbsthilfegruppen.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Die Neurodermitis macht Babys und Kleinkindern oft besonders schwer zu schaffen. Die Kleinen verstehen noch nicht, warum ihre Haut stellenweise entzündet ist und so stark juckt. Sie fühlen sich unwohl, sind oft unruhig und können schlecht schlafen.

Mit verschiedenen Maßnahmen kann man aber die Beschwerden der kleinen Neurodermitis-Patienten lindern. Der behandelnde Arzt wird dazu für jedes Kind passende Medikamente und andere Therapiemaßnahmen vorschlagen. Auch die Eltern selbst können viel tun, um ihrem Kind zu helfen. Beispielsweise sollten Sie es täglich sanft eincremen. Außerdem sollten sie die kleinen Fingernägel regelmäßig kurz schneiden und dem Kind nachts Baumwollhandschuhe anziehen. Dann kratzen sich die Kleinen im Schlaf nicht auf.

Weitere Tipps und Infos zum atopischen Ekzem bei den jüngsten Patienten lesen Sie im Beitrag Neurodermitis - Baby.

Neurodermitis tritt oft schon im Säuglings- oder Kleinkindalter auf. Wenn sich Ihr Kind häufig kratzt, Ihnen unerklärliche Hautrötungen auffallen und diese Symptome anhalten, sprechen Sie den Kinderarzt darauf an! Dieser wird zunächst im Gespräch mit Ihnen die Krankheitsgeschichte (Anamnese) des Kleinen erheben. Mögliche Fragen des Arztes sind zum Beispiel:

Nach dem Gespräch wird der Arzt den Patienten körperlich untersuchen. Dabei schaut er sich die Haut am ganzen Körper genau an. Ein deutlicher Hinweis auf Neurodermitis sind juckende, entzündliche Hautveränderungen, die je nach Alter bevorzugt an bestimmten Stellen auftreten. Bei Kindern sind das vor allem das Gesicht und die Streckseiten der Arme und Beine. Bei Erwachsenen sind unter anderem oft die Innenseiten von Armen und/oder Beinen betroffen.

Wenn diese Hautentzündungen chronisch sind oder immer wiederkehren, spricht das ebenfalls stark für eine Neurodermitis. Das gilt umso mehr, wenn in der Familie des Patienten (bzw. bei ihm selbst) zusätzlich Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien, allergisches Asthma oder andere Haut- oder Atemwegsallergien bekannt sind.

Daneben gibt es noch weitere Kriterien, die auf eine Neurodermitis hinweisen können. Wird zum Beispiel die Haut mechanisch gereizt (etwa durch Kratzen mit Fingernagel oder Spatel), hinterlässt das bei Neurodermitis oft weißliche Spuren auf der Haut (weißer Dermografismus).

Vermutet der Arzt, dass die Neurodermitis mit einer Allergie verbunden ist, kann er entsprechende Allergietests veranlassen:

Geeignet ist zum Beispiel der Prick-Test (Epikutantest). Dabei ritzt der Arzt jeweils kleine Mengen von häufigen Allergieauslösern (Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Nahrungsmittel etc.) in die Haut ein, meist am Unterarm. Wenn sich nach 15 bis 20 Minuten Rötungen und/oder Quaddeln an einer oder mehreren Stellen gebildet haben, besteht eine Allergie gegen das betreffende Allergen bzw. gegen die betreffenden Allergene.

Außerdem kann der Arzt das Blut des Patienten im Labor auf spezifische Antikörper gegen bestimmte Allergieauslöser untersuchen lassen.

In unklaren Fällen von Neurodermitis kann es vereinzelt nötig sein, eine kleine Hautprobe zu entnehmen und um Labor genauer zu untersuchen (Hautbiopsie).

Bei seinen Untersuchungen muss der Arzt andere Erkrankungen ausschließen, die ähnliche Symptome wie Neurodermitis auslösen können. Zu diesen sogenannten Differenzialdiagnosen zählen zum Beispiel:

Häufig treten Mischbilder der verschiedenen Ekzemarten auf. Daher ist es wichtig, einen erfahrenen Arzt zu haben und ihm das Krankheitsbild genau zu schildern. Manchmal ist es sinnvoll, neben dem Kinderarzt auch noch einen Hautarzt (Dermatologe) und gegebenenfalls einen Spezialisten für Allergien (Allergologe) aufzusuchen.

In bis zu 85 Prozent aller Fälle von Neurodermitis bricht die Erkrankung schon vor dem fünften Lebensjahr aus. Mit dem Heranwachsen verschwinden die Ekzeme und der Juckreiz meist wieder: Etwa 60 Prozent aller Kinder mit Neurodermitis zeigen spätestens im frühen Erwachsenenalter keinerlei Symptome mehr.

Die restlichen rund 40 Prozent leiden auch als Erwachsene noch unter Neurodermitis. Das lässt sich besonders bei Patienten beobachten, bei denen das atopische Ekzem schon in sehr früher Kindheit aufgetreten ist und einen schweren Verlauf genommen hat. Auch wenn ein Kind zusätzlich an weiteren allergischen (atopischen) Erkrankungen wie Heuschnupfen oder allergisches Asthma leidet, ist das Risiko erhöht, dass sich seine Neurodermitis ins Erwachsenenalter fortsetzt. Das Gleiche gilt, wenn enge Familienmitglieder eine atopische Erkrankung haben.

In jedem Fall ist eine frühzeitige, konsequente Behandlung sehr wichtig bei Neurodermitis. Heilen lässt sich die Erkrankung mit regelmäßiger Hautpflege, Medikamenten & Co. zwar nicht. Allerdings kann eine Therapie, die optimal an den einzelnen Patienten angepasst ist, die Neurodermitis-Beschwerden im akuten Schub lindern. Zudem lässt sich viel tun, um neuen Schüben vorzubeugen (siehe unten).

Im Verlauf der Neurodermitis kann es zu Komplikationen kommen. Am häufigsten entwickeln sich Hautinfektionen, etwa weil das Aufkratzen der juckenden Haut Krankheitserregern eine leichte Eintrittspforte verschafft:

Zu den seltenen Komplikationen bei Neurodermitis zählen Augenerkrankungen (wie Glaukom, Netzhautablösung, Erblindung), kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) und Wachstumsverzögerungen / Kleinwuchs.

Manche Neurodermitis-Patienten erkranken zusätzlich an Ichthyosis vulgaris. Dies ist eine genetisch bedingte Verhornungsstörung der Haut.

Eine spontane Heilung der Neurodermitis ist jederzeit möglich, meist während der Pubertät. Etwa 30 Prozent der Erwachsenen, die früher an Neurodermitis erkrankt waren, zeigen zeitweise noch Ekzeme oder haben eine sehr empfindliche Haut. Besteht auch im Erwachsenenalter noch das Vollbild der Neurodermitis, verlaufen die Schübe jedoch meist milder als noch im Kindesalter.

Beim Thema Vorbeugung (Prävention) unterscheidet man bei Neurodermitis zwei Varianten:

Bei den meisten Neurodermitis-Patienten treten die Schübe vor allem im Herbst und Winter auf. Im Frühling und Sommer bessert sich das Hautbild dagegen oft. Wie stark die einzelnen Schübe sind, wie lange sie dauern und in welchem zeitlichen Abstand sie auftreten, lässt sich nicht vorhersagen.

Man kann aber viel tun, um einem Neurodermitis-Schub vorzubeugen. Dazu gehört vor allem, die individuellen Auslöser (Trigger) zu meiden oder zumindest zu reduzieren. Hier einige Tipps dazu:

Bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Neurodermitis ist auch die richtige Berufswahl entscheidend: Berufe, bei denen die Haut mit Wasser, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln oder chemischen Produkten in Kontakt kommt, sind für Neurodermitis-Patienten ungeeignet. Das Gleiche gilt für stark schmutzende Tätigkeiten wie Abbrucharbeiten. Auch der häufige Kontakt mit Tieren oder Mehl kann die empfindliche Haut reizen. Ungeeignete Berufe für Neurodermitis sind deshalb zum Beispiel Friseur, Bäcker, Konditor, Koch, Gärtner, Florist, Bauarbeiter, Metallarbeiter, Elektroingenieur, Krankenpfleger und andere medizinische Berufe sowie Raumpfleger.

Einige Maßnahmen können das Risiko von Neurodermitis und anderen atopischen Erkrankungen (Heuschnupfen, allergisches Asthma etc.) senken. Besonders wichtig ist das bei Risikokindern. Das sind Kinder, in deren Familie (Eltern, Geschwister etc.) atopische Erkrankungen vorkommen.

Wichtige Tipps zur Neurodermitis-Vorbeugung lauten:

Es gibt Hinweise, dass eine sogenannte mediterrane Kost (viele pflanzliche Lebensmittel, viel Fisch, wenig Fleisch, Olivenöl etc.) ebenfalls vor atopischen Erkrankungen schützen kann. Das Gleiche gilt für den Konsum von Gemüse, Obst, Omega-3-Fettsäuren und Milchfett. Das muss aber noch weiter erforscht werden, bevor man genaue Ernährungsempfehlungen zur Vorbeugung von Neurodermitis und anderen atopischen Erkrankungen geben kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor - zuerst als Redakteurin und seit 2012 als freie Autorin.

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

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